Winzenhohl/ Schmerlenbach: Markt Hösbach

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Winzenhohl/ Schmerlenbach

Ortsteil Winzenhohl/Schmerlenbach

Ortsteil Winzenhohl/Schmerlenbach

27.04.1973 Gemeinderatsbeschluss:

  1. Die Gemeinde bleibt ständig ungeteilt.
  2. Der Anschluss nach Hösbach wird befürwortet.

21.08.1975 Bürgerversammlung

Tendenz:"Entgegen dem Willen der Regierung von Unterfranken soll die Gemeinde Winzenhohl nicht geteilt werden."

08.09.1975 Brief der Gemeinde Winzenhohl an die Gemeinde Hösbach:

"Der Gemeinderat von Winzenhohl hat in seiner Sitzung vom 2.9.1975 dem Wunsch der Gemeinde Hösbach entsprechend, mit Mehrheit den ungeteilten Anschluss Winzenhohls an Hösbach erneut beschlossen."

Amtsblatt vom 13.04.1976

"In die Gemeinde Hösbach werden eingegliedert

  • die Gemeinde Rottenberg
  • die Gemeinde Winzenhohl

Diese Rechtsverordnung tritt mit dem 01. März 1978 in Kraft

Der ausmärkische Schmerlenbacher Wald

"Mit Rechtsverordnung der Regierung von Unterfranken vom 13.11.1979 wurde das gemeindefreie Gebiet "Schmerlenbacher Wald" mit Wirkung vom 01.01.1980 in die Gemeinde Hösbach eingegliedert."

Abtei Schmerlenbach

Gründung:

1218 gegründet von der Familie der Kugelberger als Zisterzienserinnenkloster. Ausgestattet mit deren Besitz. Später reiche Schenkungen; Grundbesitz in 96 Ortschaften zwischen Würzburg und Frankfurt. Beträchtlicher Rentenbesitz.

Name: Zunächst: "Im Hagen".
Ab 1240: Schmerlenbach.
Ab 1254 Benediktinerinnenkloster.

Die Abtei untersteht von Beginn an dem Erzbischof von Mainz. (Vogtfreiheit, freie Abtswahl, Steuer- und Abgabenfreiheit.) Die schon bestehende Pfarrei Hösbach wird der Abtei bei deren Gründung eingegliedert. Schmerlenbach ist keine Familiengrablege, sondern seine Entstehung gehört in die Phase gesteigerter Religiosität zu Beginn des 13. Jhts. Es wird gegründet als Auffangbecken für die neu entstandene weibliche Frömmigkeitsform in enger Zusammenarbeit mit dem Erzbischof Siegfried von Mainz. (Wie auch das Parallelkloster Himmelthal.)

Die ersten Schmerlenbacher Nonnen kamen aus dem Kloster Wechterswinkel in der Rhön.

Benediktinerinnenabtei: Die Lage der ersten "Capella in loco que dicitur Hagen Ordinis Cisterciensis" ist unklar: entweder war sie im Bereich der - heute Goldbacher - "Gartenhöfe" oder schon an der jetzigen Stelle. Neben dem geschlossenen Block des heutigen "Seminarfonds" wächst der Abtei reicher Streubesitz zu (u.a. 10 Morgen Weinberge im "Sonnenstuhl" in Randersacker). Mindestens genau so bedeutend ist der Besitz an Renten (heute könnte man sagen: Hypothekenzinsen), den die Abtei von Beginn an besitzt und immer zu vermehren sucht. 1332 Edikt der Ebfs. von Mainz: Die Zahl der Nonnen darf 32 nicht überschreiten. Um 1500 Religiöse Blütezeit. Erstmals Nachrichten über umfangreiche Bautätigkeit unter Elisabeth von Wertheim. 1618-1648 Niedergang im 30jährigen Krieg. Überfälle und Zerstörungen. (der Konvent muss nach Speyer fliehen), innere Streitigkeiten sowie Misswirtschaft (die Äbtissinnen Schall und Reigersberger müssen abgesetzt werden) treiben die Abtei beinahe in den Ruin. Um 1700 Die Abtei hat sich finanziell erholt. Rege Bautätigkeit unter Franziska von Münchhausen Verlust der Pfarreirechte in Hösbach 1755 - 1800 Religiöser und wirtschaftlicher Niedergang.

1803: Schrittweise Auflösun g durch Karl Theodor v. Dalberg. Die Klosterkirche wird Pfarrkirche der neuen Pfarrei Winzenhohl. Der gesamte Grundbesitz geht an das Priesterseminar Aschaffenburg, von dort an das Priesterseminar Würzburg: Der bis heute bestehende "Seminarfond".

Seit 1985 Bildungshaus der Diözese Würzburg.

Die Stifterfamilie der Kugelberger

Sie nennt sich nach der Burg im Aschafftal oberhalb Goldbach. Sechs männliche Mitglieder sind Chorherren in Mainz, Aschaffenburg oder Würzburg. Der Bewohner der Kugelburg, der auch das Patronatrecht über die Pfarrei Hösbach ausübt, ist kinderlos.

Der eigentliche "Gründervater", Gottfried, Propst in Obermockstadt, gibt als eines seiner Motive an: Sühne für seine in Sünde gezeugten Söhne.

Die Kirche von Schmerlenbach

1813 skizziert der französische Soldat Alexis Noel

-er wird später ein sehr berühmter Lithograf werden -

die Kirche.

Er veröffentlicht das Bild in seiner Lithografiesammlung:
Voyage pittoreque et militaire en France et en Allemagne, Paris 1817/18

Wir wissen, dass schon vor 1500 an der heutigen Stelle eine Kirche stand.

Wir kennen aus dem Bild von Gamans ihr ungefähres Aussehen.

Wir wissen, dass 1713 die Äbtissin Franziska von Münchhausen eine bestehende Kirche umfassend restaurierte:

  • Ein völlig neues Dach, (sie benötigte dafür 3 Böden Floßholz. Schieferdecker war Christophel Hejd).
  • Erweiterung des Nonnenchores (der heutigen Empore).
  • Neugestaltung der Süd- und der Westfassade durch 7 bzw. 3 Fenster (Glaser: Nicolay Buchberger).
  • Errichtung eines Hochaltars (Maler: Johann Melchior Sell, Bildschnitzer: Sauer , zusammen mit seiner Frau)
  • Kanzel mit Stiege.
  • Platteln des gesamten Fußbodens (Christoffel Hartt von Rodenfels und Mathes Braun).

Juliane v. Murach (1734-55) veranlasst die
Errichtung der beiden Seitenaltäre.

Engelberta v. Rodenhausen (1758/59) lässt die Kirche von "landfremden" Handwerkern (die Meister Hürschler und Franz Staffle) aus Neckarsulm stuckieren.  

In der ersten Hälfte des 19. Jhts. ist die Kirche bereits stark gefährdet wegen des schlechten Baugrundes. Daher 1867 "Restaurierung", besser: Zerstörung der Westfassade durch den Einbau eines recht plumpen Turmes. Gedacht offenbar um das Wegsacken der Kirche nach Westen aufzuhalten.

1898-1901 wird der KIrcheninnenraum durch den Aschaffenburger Maler Adalbert Hock erneut restauriert. Von den Fresken der Rodenhausenzeit existiert (bis heute) nur noch ein kümmerlicher Rest des rückwärtigen Deckenfreskos, das von dem 1867 eingebauten Turm brutal durchstoßen wurde: Ein Martyrium der hl. Agatha. Alle übrigen heute vorhandenen Fresken hat Hock "im Charakter der ursprünglichen
Malerei neu gemalt [und] ... die über dem Triumphbogen zum Vorschein gekommenen Wappen in der ursprünglichen Art wieder hergestellt." (So erklärt sich die dort angebrachte Jahreszahl 1759.)

Ab 1980 erneute Restaurierung aus dem gleichen Grund.

Die Pfarrei Hösbach

Zur Gründung einer Abtei gehörte damals, dass sie aus einem bestehenden Pfarrverband herausgelöst wird (das war damals der der Muttergottespfarrei in Aschaffenburg), pfarrrechtlich selbständig wird und dass darüber hinaus die betreffende Pfarre (Hösbach) der Abtei inkorporiert wird. Die Abtei Schmerlenbach darf von jetzt an also den Hösbacher Pfarrer bestellen, indem sie dem Aschaffenburger Stift eine geeignete Person vorschlägt. Sie erhält den gesamten Hösbacher Zehnt und muss dafür die Seelsorge im Hösbacher Pfarrsprengel übernehmen, d.h. finanzieren. (Auch die Bewohner von Winzenhohl müssen nach Hösbach zur Kirche und werden dort begraben.) Zunächst scheint der Schmerlenbacher Propst oder Confessarius diese Aufgabe übernommen zu haben.

1339 errichtet die Äbtissin Ottilie in Hösbach eine Vikarie, die Abtei besoldet von jetzt an einen Vikar in Hösbach. Die Besoldung scheint ungenügend gewesen zu sein: Es kommt zu leidigen Querelen.

1532 legt Erzbischof Albrecht von Brandenburg die beiden zu gering dotierten Vikarien von Goldbach und Hösbach zusammen. Das Aschaffenburger Stift will dann offenbar die seelsorgerische Situation im Aschafftal verbessern.

Von 1690 bis 1750 streitet die Abtei mit dem Aschaffenburger Stift um die Pfarreirechte. Sie ist zwar prinzipiell bereit, das Besetzungsrecht an die Muttergottespfarrei zurückzugeben, will den Zehnten jedoch nicht ganz abtreten.

1783 mit der Gründung einer eigenen Pfarrei Hösbach ist der Streit schließlich erledigt.

Religiöses Leben

Über das religiöse Leben in Schmerlenbach ist sehr wenig bekannt. Der Grund: über das Alltägliche zu berichten erschien unwichtig. (Siehe dazu: Roth, E., Braun, N.: Kloster Schmerlenbach, Hösbach 1982.)

Elisabeth von Wertheim errichtete ein Oratorium (wohl eine Art Betsaal), erwarb die bekannte Schmerlenbacher Monstranz sowie weitere kultische Geräte. Sie legte einen neuen Nekrolog an (Buch zum Totengedenken).

1511 erwirkte sie von Ebf. Uriel v. Gemmingen die Erlaubnis zur Einrichtung einer St. Anna Bruderschaft; sie rief eine Gebetsverbrüderung mit der Kartause Grünau (nahe Wertheim) ins Leben und führte die Abtei in die Bursfelder
(Reform-) Kongregation.

Letztere trug viel dazu bei, dass die Abtei Schmerlenbach die Reformation und vor allem die Schäden des 30jährigen Krieges überstand. Ein religiöser oder kultureller Mittelpunkt mit entsprechender Ausstrahlung in die Umgebung war die Abtei nie, wollte es auch nicht sein. Das war keine Aufgabe für ein Frauenkloster. Hier wurde für das eigene Seelenheil und für das der vielen Stifter, der lebenden wie vor allem der toten, gebetet und die Messe gefeiert.

Nonnen und Äbtissinnen

Schmerlenbach war nie ein Kloster des Adels. Von Beginn an kamen die Nonnen auch aus bürgerlichen Kreisen. Die Äbtissinnen gehörten jedoch zum (Mainzer Stifts=)Adel, nur zwei stammten aus dem Hochadel, (Elisabeth Gräfin Wertheim, Maria Schenkin zu Erbach). Allerdings gibt es auch mindestens zwei bürgerliche Äbtissinnen. (Katharina Schall, Eva Franziska Reigersberger). Die Priorinnen kamen zunehmend aus dem Bürgertum. Seit etwa 1400 waren die Schmerlenbacher Nonnen wirtschaftlich selbstständig. Das Vermögen, das sie über das Eintrittsgeld hinaus mitbrachten, bildete die Basis für das jeweilige "Spielgeld", das der einzelnen Nonne zustand. In der Regel fiel das Vermögen nach dem Tod der Nonne an das Kloster.

Von Beginn an gab es also beträchtliche soziale Unterschiede in der Abtei. In Zeiten wirtschaftlicher Blüte tendierte die Zahl der Chorschwestern gegen 20, in den Krisenjahren Mitte des 17. Jahrhunderts sank sie auf unter 10. Es gab das Institut der Konversen, der Laienbrüder und -schwestern, über deren Zahl, vor allem über deren Leben in keiner bekannten Quelle berichtet wird.Einige Namen tauchen lediglich in den Nekrologen, den Totenbüchern, auf.

Baugeschichte

Schmerlenbach war nie eine geschlossene Anlage (wie man vielleicht annehmen könnte, wenn man nur das heutige Bildungshaus kennt). Es war auch keine geplante Anlage, sondern hier wurde nach Bedarf gebaut, abgerissen, geflickt, umgebaut. Nicht selten musste man so bauen, wie der schlammige Baugrund es vorschrieb.

Wie die mittelalterliche Anlage aussah, wissen wir nicht. Kirche und Konventsbau dürften immer schon an der gleichen Stelle gelegen haben. Die Anlage war immerhin so groß, dass sie im 14. Jht. über 32 Chorschwestern aufnehmen konnte, die Laienschwestern und das Gesinde nicht mitgerechnet. Ein erstes Bild erhalten wir durch eine Skizze des Aschaffenburger Jesuitenpaters Johannes Gamans, der um 1660 ein im Konventsbauvorhandenes älteres Bild (15. Jht.?) abzeichnet.

Um 1720 entsteht eine weitere Skizze, auf der neben heute noch bestehenden Gebäuden (Kirche, Alte und neue Abtei, innere Mauer) auch die 1980 abgerissene Mühle mit dem Mühlbach zu sehen ist, sowie der 1867 abgetragene alte Dachreiter. Original erhalten sind daneben das Brunnenhaus, die Klostermauer (um 1500) sowie der Eingangsbereich mit Tor und Pförtchen (um 1730).

Wirtschaftsgeschichte

Die Ausstattung der Abtei mit Grund und Boden bestand einmal aus dem geschlossenen Komplex im Schmerlenbacher Tal bis Haibach und zu den Gartenhöfen. Dazu Streubesitz, aus Schenkungen hervorgegangen und dementsprechend verteilt auf 96 Ortschaften. Zunächst arbeiten Konversen (Laienbrüder), dann Knechte und Mägde, später die variabel einsetzbaren Tagelöhner.

Der Hauptteil der Einnahmen der Abtei kam jedoch aus der Rentenwirtschaft, eine für ein Frauenkloster recht praktikable Form. Im 18.Jahrhundert verleiht die Abtei auch Kapitalien. Im Jahr 1773 finden sich die Schuldner in nahezu allen Ortschaften ringsum. (Insgesamt in 59 Orten. Im eigenen Ort Winzenhohl sind es 35, im benachbarten Hösbach 12 Schuldner.) Man verlieh hauptsächlich Kleinkredite, meist zwischen 50 und 400fl, nur vereinzelt über 1000fl.

Das Ziel des Wirtschaftens blieb immer gleich: Man wirtschaftete für den Verbrauch, nicht für den Gewinn. Der wirtschaftliche Niedergang setzte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein und war weitgehend selbstverschuldet. Äbtissin Engelberta von Rodenhausen vernachlässigte die Ökonomie gröblich. Das Aschaffenburger Kommissariat stellte 1799 eine Schuldenlast von 15.340fl fest.

Die Schmerlenbacher Monstranz

Um 1518

Das Schaugefäß steht frei in einem lockeren Architekturrahmen von schlichtem Strebewerk mit reicher Turm-Fialenbekrönung.

Trotz reicher Formensprache der Spätgotik edle Ausgewogenheit der Gestalt. Sparsamer Figurenschmuck, der den eucharistischen Sinngehalt klar ausspricht: Zu Seiten der Hostie Maria und Johannes, so dass gleichzeitig auf die Kreuzigung hingedeutet wird.

Die Muttergottes von Schmerlenbach

Vor allem in Franken, aber auch im ganzen süddeutschen Raum ist dieser Ausdruck bekannt:

"Sie schaut, wie die Muttergottes von Schmerlenbach."

Der Spruch bezieht sich auf das um 1380 entstandene Vesperbild mit dem unverhältnismäßig großen Kopf und dem ausdrucksstarken, fast starren Gesicht.

Wir haben keinerlei Mitteilung, dass dieses Andachtsbild jemals einen größeren Zustrom hatte, gar Ziel von Wallfahrten war. Die jetzigen Wallfahrten wurden unter Pfarrer Georg Göring Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts ins Leben gerufen.